
Eigentlich ist es schade, den Wein einfach nur zu trinken, weil das zu einem feinen Essen dazugehört. Weinbau ist ein jahrtausendealtes, anspruchsvolles Handwerk, das die Römer bei uns etablierten. Wein wird gern als „edler Tropfen“ bezeichnet. Zu Recht. Denn bis der Rebensaft unser Herz und unsere Seele erwärmt, benötigt es viel Zeit, Handarbeit, umsichtige Pflege und geduldiges Warten, bis er sich in den Fässern zur Trinkreife entwickelt hat. Wer etwas Hintergrundwissen zum Weinbau mitbringt, schätzt den Tropfen in seinem Glas umso mehr.
Doch man muss nicht gleich einen Master of Wine ablegen, um sein Glas Wein angemessener zu würdigen. Es geht auch bescheidener – den zahlreichen, übers ganze Land verteilten Weinbaumuseen sei Dank. Sie alle ermöglichen den interessierten Besuchern, ihr Weinwissen etwas zu erweitern. Einige dieser Museen möchten wir Ihnen kurz vorstellen.
Klein aber fein ist das Weinbaumuseum in Chur, das in einem liebevoll renovierten Torkel seinen Platz fand. Es beherbergt die grösste Weinpresse der Ostschweiz und bietet zugleich Raum für kulturelle Begegnungen oder Weindegustationen und kann für Anlässe aller Art gebucht werden. Doch das Wichtigste: Man erhält vertiefte Einblicke in die 2000-jährige Geschichte des Schweizer Weinbaus. Schaffhausen gilt als Hochburg des für die Schweiz typischen Blauburgunders. Wer kennt ihn nicht den Hallauer, der in ländlichen Regionen gerne als Frühschoppen serviert wird?
Das Schaffhauser Weinbaumuseum fokussiert auf die lange Geschichte des Schaffhauser Weinbaus. Es hat sich zum Ziel gesetzt, diese Weinregion nicht nur bekannter zu machen, sondern deren Wein den Leuten näher zu bringen. Wechsel- und Sonderausstellungen, Führungen und Degustationen in der heimeligen Museumsstube runden das interessante Angebot hier ab.
Auch die Weinregion Zürichsee wartet mit einem kleinen Weinmuseum auf. Es liegt idyllisch inmitten von Reben auf der Halbinsel Au und ist gemütlich per Schiff erreichbar. Das Museum beheimatet eine hochwertige Sammlung alter Weinbaugegenstände. Auf Wunsch werden fachkundige Führungen angeboten. Das Weinmuseum in der Au ist zugleich der eidg. Forschungsanstalt Wädenswil angeschlossen. Gemeinsam forschen sie an verschiedenen, interessanten Weinbauprojekten. Die bekannteste Weinregion der Schweiz kennen wir unter dem Namen Lavaux. Sie liegt – atemberaubend schön – hoch über dem Genfersee.
Die pittoresken Weinterrassen gehören zum Weltnaturerbe. Inmitten dieser märchenhaften Landschaft, in Rivaz, liegt das Lavaux Vinorama, das die Besucher via Video auf eine lehrreiche Reise durch die Jahreszeiten im Weinbau mitnimmt. Angeboten werden zudem verschiedene Degustionspakete inklusive der dazu passenden Häppchen.
Ein Weinmuseum besonderer Güte ist das Walliser Reb- und Weinbaumuseum, das sich auf zwei Standorte aufteilt. Das Meyerhaus in Sierre fokussiert auf das Thema Wein, während sich das Zumofenhaus in Salgesch vertieft mit der Rebe auseinandersetzt. Die beiden Standorte werden mit einem sechs Kilometer langen Wanderlehrpfad verbunden. 80 Tafeln unterwegs veranschaulichen das Thema Weinbau auf leicht verständliche Art.
Im Tessin schliesst sich der Kreis unserer kleinen Tour de Suisse der Weinmuseen. Im Südkanton muss man allerdings ein wenig suchen, um Weinmuseen aufzustöbern. Denn oft handelt es sich um private Ausstellungen der Winzer selbst.
Da wären beispielsweise Matasci Vini in Tenero oder Delea Vini & Distillati in Losone zu erwähnen, die in ihren Kellern jeweils ein kleines Weinmuseum eingerichtet haben. Das Tessiner Regionalmuseum in Cevio widmet einen Teil seiner Ausstellung dem Weinbau. Ein Weinlehrpfad, der gleich beim Museum startet, ist Teil davon.
Die Schweiz zählt zwar nicht zu den grossen Weinbauländern dieser Welt – doch wird in jedem der 26 Kantone Weinbau betrieben. Wer sich also für Wein interessiert und vermehrt über die hiesigen Erzeugnisse erfahren möchte, hat viele Möglichkeiten, sich an einen der wunderschönen Flecken in diesem Land zu begeben und sich önologisch weiterzubilden.
Es lohnt sich. Denn gerade der Schweizer Wein wird leider noch immer weit unter seinem Wert verkauft. Diese interessanten Museen tragen bestimmt das Ihre dazu bei, den nicht mehr ganz zeitgemässen Ruf des Schweizer Weins zum Guten zu korrigieren.
User Kommentare