
Zahlen und Fakten
Trotz des geographisch grossen Gebietes gehört die Deutschschweiz nicht zu den grössten schweizerischen Weinregionen. Mit dem Ziel, mit der Abgrenzung zu den frankophonen Weingebieten der Westschweiz zu einem grossen Verband die kleinen Anbaugebiete der Ostschweiz zu stärken, schlossen sich die Regionalverbände Luzern, Basel, Aargau, Zürich, Schaffhausen, Thurgau, St. Gallen und Graubünden zusammen, wobei neben den vier grossen Weinbaugebieten Zürich (613 Hektar), Schaffhausen (473 Hektar), Graubünden (419 Hektar) und Aargau (393 Hektar) auch Kantone mit wenigen Rebflächen wie Appenzell (4,8 Hektar), Zug (2,3 Hektar) oder Glarus (1,7 Hektar) dazugehören.
Geschichte der Weinregion Deutschschweiz
Wie auch in der Westschweiz hat der Weinbau in der Deutschschweiz eine lange Tradition: Im Kanton Zürich wird der einheimische Weinbau erstmals zur Zeit Karls des Grossen urkundlich erwähnt, die Anpflanzung im Bündner Rheintal geht schriftlich bis auf ein Dokument aus dem Jahre 744 zurück. Im Mittelalter dehnte sich die Rebfläche in der Deutschschweiz durch die zahlreichen Gründungen von Klöstern, welche die Anpflanzungen von Weinreben förderten, stark aus. Diese Entwicklung hielt bis ins 19. Jahrhundert hinein an, die Rebfläche betrug teilweise das Zehnfache des heutigen Anbaus.
Die Entdeckung und Ausbreitung von Reblaus und Mehltau sorgten ab 1880 jedoch für erhebliche Ernteausfälle und verursachten gemeinsam mit der immer stärker werdenden Konkurrenz ausländischer Weine schliesslich für einen vorzeitigen Niedergang des deutschschweizerischen Weinbaus. Mit dem Anbau widerstandsfähigerer Sorten wie dem Blauburgunder oder dem Müller-Thurgau, die bis heute die vorherrschenden Rebsorten darstellen, konnten die Rebflächen seit den 1960er Jahren stabilisiert werden, auch zahlreiche Neugründungen von Weingütern haben in den letzten Jahren für eine Neubelebung des Weinbaus in der Region gesorgt.
Vielfalt der Weine
Aufgrund der weiten geographischen Verteilung der Anbaugebiete zeichnet sich die Region sowohl in den Voraussetzungen für den Weinbau als auch bezüglich der Weine an sich durch eine grosse Vielfalt aus. So ist beispielsweise die Bodenbeschaffenheit sehr unterschiedlich: Schiefer und Moränen in der Ostschweiz, Kalk im Jura, Molasse in der Zentralschweiz. Die klimatischen Bedingungen sind mehrheitlich rauer als in der Westschweiz, doch auch hier lassen sich grosse lokale Unterschiede feststellen, so liegt in Teilen Aargaus die Niederschlagsmenge gar unter denen im sonnenreichsten Kanton Tessin.
Entsprechend vielfältig sind die Weine in ihrem Charakter, ihrem Säure- und Zuckergehalt. Zu 70 Prozent werden in der Deutschschweiz Rotweine angebaut, wobei hier der Blauburgunder eine herausragende Stellung einnimmt. In Graubünden wird der Blauburgunder beispielsweise auf vier Fünftel der gesamten Rebfläche angebaut, weshalb die Region auch "Burgund der Schweiz" genannt wird. Der unter den Weissweinen führende Müller-Thurgau wird in der Deutschschweiz immer noch unter dem eigentlich falschen Namen "Riesling x Sylvaner" geführt, der auf die anfangs als Ursprung des Müller-Thurgau vermutete Kreuzung zurückgeht.
Wein-Spezialitäten
Spezialitäten der Region sind unter anderem zwei ausschliesslich aus der Region stammenden Weissweine: Der in Graubünden unter den Weissweinen vorherrschende Completer sowie der vorrangig Züricher See angepflanzte Räuschling. Desweiteren gilt auch der ostschweizerische Gewürztraminer als Spezialität. Ausserdem werden in der Deutschschweiz sehr leichte Roséweine hergestellt, deren Vermarktung unter dem Namen Süssdruck erfolgt.
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