Gleich und Gleich gesellt sich gern – und so hat sich in meinem Freundeskreis über die Jahre ein Grüppchen herausgeschält, das sich regelmässig in trauter Runde trifft, um dem gemeinsamen Hobby, dem Wein, zu frönen: Weinreisen, Besichtigungen von Winzerbetrieben, Durchstöbern von Weinmessen oder ausgedehnte Restaurantbesuche, in denen selbstredend vorwiegend interessante und aussergewöhnliche Weine angeboten werden, gehören zum opulenten Programm unseres informellen Weinclubs. Vier Mal im Jahr treffen wir uns zu einer selbst organisierten Weindegustation.

Da wird gefachsimpelt, bis dass sich die Balken biegen, bedeutungsschwanger ins Glas geguckt und „fachmännisch“ debattiert über Geschmacksnoten, Körper, Strukturen, Barrique, Tannin, Säure und dem Alterungspotenzial der entsprechenden Kostprobe. Meist fachsimpeln alle gleichzeitig und wild durcheinander.
Debattierclub mit grosser Klappe wäre ein geeigneter Name für unseren Weinclub. Doch immerhin: Es ist ein durchaus wissbegieriger Debattierclub mit grosser Klappe. Denn in weinseliger Runde bildete sich vor nicht allzu langer Zeit die Idee heran, unser Weinwissen mit praktischem Anschauungsunterricht zu bereichern: Wir wollten direkt im Rebberg lernen, wie man Wein anbaut. Man weiss ja nie, ob man in ferner Zukunft nicht plötzlich das südfranzösische Weingut einer bis anhin unbekannten Tante erben würde – und dann wäre man nämlich froh, bereits ein bisschen etwas über den Weinbau zu wissen.
Gesagt, getan – am nächsten Morgen und in ausgenüchtertem Zustand gefiel uns die Idee noch immer – also machten wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Weiterbildung. Wir wurden bald fündig: In Weiningen im Zürcher Limmattal werden wir uns im kommenden Jahr unter der Aufsicht und nach Instruktionen eines Winzers um 130 Rebstöcke kümmern. Wir werden lernen wie man die Reben schneiden, anbinden, einschlaufen, gipfeln, auslauben, wümmen muss und wie die Trauben verarbeitet, abgefüllt und etikettiert werden.

Ein theoretischer Einführungsabend und – oh, welche Wonne – Degustationen runden diesen Hobbykurs ab. Das tönt nach einem perfekten Deal für uns! Nebst Neugierde und der Liebe zum Wein wird von uns in erster Linie eine gewisse Flexibilität erwartet. Denn noch haben wir keine Ahnung, wann und wie oft der Kurs jeweils stattfindet; die Natur gibt vor, was wann erledigt werden muss.
Immerhin steht der erste Einsatz bereits vor der Tür – und somit stehen wir in den Startblöcken: Das Schneiden der Rebstöcke nimmt man Ende Februar, anfangs März vor. Was danach kommt? Lassen wir uns überraschen. Wer weiss, vielleicht können wir im nächsten Jahr einen Degustionsabend mit unserem eigenen Wein bestreiten? Auf jeden Fall hoffen wir, bis in zwölf Monaten unsere lebhaften Weindebatten dank des neu gewonnenen Fachwissens erheblich gehaltvoller – fachmännisch eben – zu gestalten. Wenn uns das gelingt, haben wir das Minimalziel erreicht.
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