5. Laubarbeiten: das Einschlaufen

Kaum drei Wochen sind vergangen, seit wir mit den ersten Laubarbeiten begonnen haben, schon kommt der nächste Appell einem weiteren Einsatz. Unsere heutige Aufgabe: das Einschlaufen. Und wieder muss unsere kleine Hobbywinzertruppe auf zwei tatkräftige Händepaare verzichten: Für einige ist eben bereits Ferienzeit. Deren Fokus liegt zurzeit vermutlich eher auf dem Weingenuss, denn auf dem Weinbau. Aber gut.

Schweiss und Fingerspitzengefühl

Erstaunlich, unsere schön geputzten Reben haben bereits wieder einen veritablen Wachstumsschub durchgemacht – die Triebe gucken erneut in alle Richtungen oder hängen bis tief in die Gassen hinein und haben tüchtig Laub gebildet. An diesem Abend gilt es zunächst, allfällige doppelte Triebe und unnötige Reserven, die wir beim letzten Mal übersehen haben, zu entfernen. Wir dürfen mit Stolz feststellen, dass wir da unsere Arbeit recht ordentlich gemacht haben und wir diesbezüglich nur wenig nachbessern mussten.

Laub haben wir noch nicht allzu viel entfernt – denn lichtet man zu früh zu stark aus.Laub haben wir noch nicht allzu viel entfernt – denn lichtet man zu früh zu stark aus. (Foto by: weinreben)

Danach kürzten wir die Äste, die den Weg durch die Gassen versperrten. Der Winzer muss zum Spritzen und Mähen mit dem Traktor durch die Reihen fahren können, ohne die Triebe wegzureissen. Danach kam die kniffligste Arbeit: Wir mussten die wild in alle Richtungen wachsenden Triebe hochheben und, wenn immer möglich, in den Doppeldraht einschlaufen. Oft ging das nicht; die Triebe waren teilweise schon zu kräftig gewachsen und konnten nicht mehr derart rigoros nach unten gebogen werden, ohne abzubrechen.

Da die Ranke des Blauburgunders nur sehr schlecht hält, werden jeweils zwei Triebe miteinander verdreht, um sie etwas zu stabilisieren, wenn sie abermalig in die Höhe getrimmt werden. Um zu verhindern, dass die Triebe sich wieder ausschlaufen, fixiert man den Doppeldraht mit Klammern. Knifflig war diese Arbeit deshalb, weil die Triebe beim Hochheben leicht abbrechen. Es war wohl nicht die Hitze allein, die uns an diesem Abend den Schweiss aus den Poren trieb.

Hoffentlich ist weniger mehr

Das Schöne an der Arbeit im Rebberg ist, dass man nach getaner Plackerei ein Resultat sieht. Bei uns war es nach rund zwei Stunden so weit, dass wir mit dem erhebenden Gefühl, etwas Nützliches geleistet zu haben, auf unsere schön geputzt und gepflegt aussehenden Reben blicken konnten. Allerdings müssen wir zugeben, dass wir unsere Rebstöcke, unfreiwillig zwar, aber dennoch tüchtig ausgedünnt haben.

Tröstlich ist, dass es allen Kursteilnehmern bei dieser Arbeit gleich erging. Der Winzer selbst war weder erstaunt, noch sah er das allzu eng. Er scheint das mittlerweile einzukalkulieren. Denn vermutlich ist es das Los von allen Grünschnäbeln im Weinbau, beim Einschlaufen Ausschuss zu produzieren. Doch bleiben wir optimistisch: Weniger ist ja bekanntlich manchmal mehr; das gilt auch hoffentlich auch hier. Also wenn das mal keinen guten Wein abgibt.

Der Winzer muss zum Spritzen und Mähen mit dem Traktor durch die Reihen fahren können.Der Winzer muss zum Spritzen und Mähen mit dem Traktor durch die Reihen fahren können. (Foto by: fotolia.com)

Laub haben wir noch nicht allzu viel entfernt – denn lichtet man zu früh zu stark aus, besteht die Gefahr, dass die jungen, empfindlichen Blätter Brandflecken bekommen. Auch will man die heranwachsenden Trauben noch nicht zu sehr der ungebremsten Sonneneinstrahlung aussetzen. Vermutlich werden wir aber bei einem der nächsten Einsätze vermehrt mit dem Auslichten befasst sein.

Die neue Parzelle

Auf der neuen Weinparzelle des benachbarten Winzers hat sich ebenfalls Einiges getan. Er hat die Eckpfeiler einbetoniert – was etwas aussergewöhnlich ist – und damit begonnen, den Drahtrahmen aufzubauen. Der Bindedraht ist bereits gespannt. Der Drahtrahmen ist in vielerlei Hinsicht wichtig: Er stützt die Triebe, trägt die Last der Trauben und stabilisiert bei Wind. Die Jungpflanzen müssen gegen den Befall von Rebbergschädlingen geschützt werden. Dazu stehen beispielsweise Rebschutzhülsen zur Verfügung, die man um die Setzlinge legt.

Doch diese haben den Nachteil, dass sich die Pflanze nicht so gut entwickeln kann wie eine freistehende. Besser ist, man zäunt die ganze Parzelle ein. Den Jungpflanzen scheint das aktuelle Klima zu behagen. Denn sie sind über die letzten paar Wochen kräftig gewachsen. Dennoch braucht es einen langen Schnauf, bis aus diesen zarten Pflänzchen kräftige Reben werden, die reichlich Ertrag abwerfen: Man rechnet nach drei Jahren mit einer halben und erst in vier Jahren mit einer ganzen Ernte. Gut Ding will eben Weile haben.

Es war wie gesagt ein sehr heisser Sommerabend und deshalb nicht weiter erstaunlich, dass in der gemütlichen Runde danach das eisgekühlte Mineralwasser für einmal mehr Anklang fand als das obligate Glas spritzigen Weissweins – zu dem wir dennoch nicht Nein sagten!


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