10. Endlich – der Wümmet

Endlich. Die Weissweinlese ist bereits im Trockenen, die Rotweintrauben süss genug und das Wetter trocken und warm. Ideale Bedingungen also für die heiss ersehnte Weinlese. Mit dem Wümmet absolvierten wir nun den letzten Outdoor-Einsatz unseres Rebbaukurses.

Das Jahr 2015 wird den Weinbauern in der Schweiz in bester Erinnerung bleiben. Die heissen Temperaturen, die freigebige Sonne und das Ausbleiben zerstörerischer Gewitterstürme versprechen einen ausgezeichneten Jahrgang. Auch für uns Hobbywinzer wird sich die ursprüngliche Hoffnung auf einen herausragenden 2015er sehr wahrscheinlich in Realität umsetzen.

Das Jahr 2015 wird den Weinbauern in der Schweiz in bester Erinnerung bleiben.Das Jahr 2015 wird den Weinbauern in der Schweiz in bester Erinnerung bleiben. (Foto by: Corinna Schneider)

Rekord geschrammt

Dank des prächtigen, heissen Sommerwetters startete die Weinlese für die Weissweine bereits Ende August, anfangs September. Für die Rotweine hingegen brauchte es noch ein wenig Geduld. Denn sie sollten noch eine Weile reifen – und ein paar zusätzliche Öchsle gewinnen. So hofften denn alle auf einen ebenso sonnigen, angenehm warmen September, damit das traumhafte Rekordjahr von 2003 übertrumpft werden könnte. Es sollte nicht sein.

Der September war recht kühl, windig und nicht übermässig sonnig. Von längeren Regenphasen, Gewittern und Herbststürmen blieben unsere Reben dennoch verschont. Das bedeutete, dass wir die 114 Öchsle von 2003 nicht erreichen würden, aber dennoch auf stolze 106 Öchsle kamen. Daumen hoch! Wir haben es ja gesagt: Wir wollen einen Barrique!

Die Voraussetzungen dafür haben wir nun also geschafft. Wir sind mächtig stolz auf uns – auch wenn man nun darüber philosophieren könnte, wie gross unser Einfluss auf das Glanzresultat tatsächlich war. Aber egal, was zählt, ist das Endergebnis, nicht wahr?

Sobald die Ladefläche des Traktoranhängers gefüllt war, wurden die Trauben auf den Hof gefahren.Sobald die Ladefläche des Traktoranhängers gefüllt war, wurden die Trauben auf den Hof gefahren. (Foto by: Corinna Schneider)

Die guten ins Töpfchen ...

Unsere Weinlese fand an einem sonnigen, dank Föhn angenehm warmen Samstag statt. Wir kamen noch einmal tüchtig ins Schwitzen. Erklärungen, wie vorzugehen sei, brauchte es keine grossen. Als Richtlinie galt: Was wir nicht mehr essen würden, kommt auch nicht in den Wein. So kontrollierten wir kurz die Fruchtdolden und entfernten offene, getrocknete oder angefaulte Beeren, bevor wir sie in die Kiste füllten. Schlechte Trauben, die man hätte wegschneiden müssen, gab’s nicht allzu viele. Die Kirschessigfliege bereitete in diesem Jahr kaum Kopfzerbrechen. Wegen des sehr heissen Wetters waren sie zu träge, um sich zu vermehren. Auch von sonstigen Rebbergschädlingen blieben wir weitestgehend verschont.

Prall üppig und zuckersüss präsentierten sich unsere Schützlinge.Prall üppig und zuckersüss präsentierten sich unsere Schützlinge. (Foto by: Corinna Schneider)

Prall üppig und zuckersüss präsentierten sich unsere Schützlinge. Mit der vollen Box ging’s auf die Waage und von da schichteten wir sie auf die Ladefläche des Traktors. Pro Reihe ernteten wir im Durchschnitt um die 65 kg Trauben – pro Rebe also rund ein Kilogramm. Daraus werden knapp 60 Liter Rebensaft entstehen. Sobald die Ladefläche des Traktoranhängers gefüllt war, wurden die Trauben auf den Hof gefahren und maschinell entrappt. Das heisst, die Beeren wurden vom Stiel getrennt, gepresst und mitsamt der Traubenhaut in den Schnellgärtank gepumpt.

Es ist wichtig, dass die Presse tadellos arbeitet, denn in den Stielen befindet sich am meisten Gerbstoff – den man nicht zusätzlich im Wein haben will. Beim Rotwein wird nicht der Most, sondern die Maische vergoren – also das Gemisch inklusive roter Fruchtschalen, die dem Wein später seine rote Farbe verleihen. Hier wird die Maische nun etwa vier Tage lagern, bis sie zur weiteren Gärung in die Tanks und später ins Holzfass umgefüllt wird.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Wir waren rund dreieinhalb Stunden an der Arbeit – bei manch einem nicht mehr ganz knackig frischen Neowinzer kniff und zwickte es nach getaner Arbeit ordentlich. Zudem war die Lese eine äusserst „saftige“ Angelegenheit. Trotz Plastikhandschuhen klebte der zuckrige Saft an Kleidern, Brillengestell oder auf der Haut. Doch wir wurden auch entschädigt – zunächst mit einem süffigen Apéro und einem kleinen Theorieblock.

Wir wollen einen Barrique! Die Voraussetzungen dafür haben wir nun also geschafft!Wir wollen einen Barrique! Die Voraussetzungen dafür haben wir nun also geschafft! (Foto by: Corinna Schneider)

Danach folgte ein spätes, grosszügiges Winzerzvieri – natürlich inklusive Wein „bis genug“. Dass so ein Wümmet durstig und hungrig macht, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Und dass man dank der milden Temperaturen bis tief in die Nacht draussen sitzen und geniessen konnte, trug sicher mit dazu bei, dass der eine oder andere etwas über den Durst trank. Doch man soll die Feste bekanntlich feiern, wie sie fallen.

Die Pause

Wir haben nun ein Weilchen Pause. Im Januar folgt ein weiterer Theorieabend – die hochmoderne Diashow steht ja auch noch aus. In der Zwischenzeit wird der 2015er von unserem Winzer gehätschelt und gepflegt. Auch wenn wir uns vermutlich länger als geplant gedulden müssen, bis unser Tropfen aus dem Fass in die Flasche abgefüllt werden kann, so freuen wir uns schon heute auf das Endresultat unseres passionierten Tuns.


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