Biodiversität – der Naturgarten

Spricht man von Nachhaltigkeit, fällt ein Begriff immer wieder: Biodiversität. Zu Deutsch Artenvielfalt. Was hinter dem Begriff steckt und was es für die Arbeit in unserem Garten bedeutet, klären wir in unserem Beitrag.

BiodiversitätUnter Biodiversität versteht man Artenvielfalt im Garten. (Foto by: manfredxy / Depositphotos)

Was verstehen wir unter Biodiversität?

Wie eingangs erwähnt, handelt es sich bei der Biodiversität um Artenvielfalt. Vom Namen können wir ableiten, dass es in erster Linie um die Vielfalt geht. Biodiversität beinhaltet drei Ebenen:

  • Genetische Vielfalt (Arten, Unterarten, Rassen und Sorten)
  • Verschiedene Lebensräume (Ökosysteme wie Seen, Meer, Wald, Wüste, Tundra)
  • Unterschiedliche Lebensformen (Bakterien, Pilze, Pflanzen, Tiere)

Für uns Menschen heisst das, der Natur ihren Raum zu geben und zuzulassen, dass sich alle drei Ebenen gesund entwickeln können.

Warum ist Biodiversität wichtig?

Die kurze Antwort lautet: weil sie uns Menschen das Überleben sichert. Eine intakte Natur ist unsere Lebensgrundlage. Vielfalt ist ein Garant für ein natürliches Gleichgewicht und Stabilität. Ist die genetische Bandbreite zu klein, fällt es der Natur schwer, mit veränderten klimatischen Bedingungen zurechtzukommen.

Alle Tiere und Pflanzen haben im Ökosystem ihre Funktion und ihren Nutzen. Sterben Teile davon aus, gerät das Gleichgewicht ins Wanken. Schädlinge könnten sich ausbreiten und überhandnehmen. Das birgt unkalkulierbare Risiken für uns Menschen.

Aber gut zu wissen: Wir alle können einen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität leisten, sei es mit unserem Konsumverhalten, sei es beim Gestalten des Balkons oder mit dem Anlegen eines Naturgartens.

Wie sieht ein Naturgarten aus?

Naturnahe Gärten zeichnen sich dadurch aus, dass sie möglichst viele unterschiedliche Pflanzen beheimaten und zahlreichen Tierarten Unterschlupf gewähren. Dabei darf er ordentlich und gepflegt aussehen, falls man es strukturiert mag. Selbstverständlich kann man ihn auch wild wachsen lassen und dem natürlichen Chaos Raum geben. Ob wild oder strukturiert, wichtig sind die folgenden Aspekte:

  • Anlocken von Tieren und Futter bieten: Vielzahl einheimischer Gewächse, Wasserstellen für Vögel, Igel und Insekten
  • Schutz und Überwinterungsnischen bereitstellen: Trockensteinmauern, Totholzecken, Laubhaufen sowie Vogelbäder
  • Schaffen von Möglichkeiten zur Vermehrung: Insektenhotels , Nisthilfen für Fledermäuse und Vögel, Igelhäuser

Damit bieten wir einer Vielzahl an Tieren Lebensraum. Sie werden es uns im Gegenzug danken, wenn sie ihre nützliche Arbeit erledigen und dafür sorgen, dass unser Garten gesund ist und gedeiht.

Die Wahl der Pflanzen

Für die Bereitstellung der Nahrung ist es von unschätzbarer Bedeutung, einheimische Gewächse und Pflanzen zu wählen. Ebenso sollten wir sicherstellen, dass das Futter schon im Frühling bis in den Spätherbst zur Verfügung steht. Also achten wir darauf, dass während einer möglichst langen Zeitdauer im Garten stets etwas blüht oder Früchte trägt.

Nachstehend findet ihr ein paar Beispiele von Gewächsen, die übers Gartenjahr verteilt zu unterschiedlichen Zeiten blühen. Selbstverständlich eignen sie sich alle zur Förderung der Biodiversität.

  • Winterheckenkirsche: Dezember bis April
  • Purpurweide: März, April
  • Kornelkirsche: Februar bis April
  • Schwarzer Holunder: Mai, Juni
  • Johanniskraut: Mai bis August
  • Gemeine Schafgarbe: Juni bis August
  • Bartblume, Blauer Spatz: Juli bis Oktober
  • Wildrose, Hagebutte: Blüten Juni, Juli; Beeren bis in den November
  • Mispeln: Blüten Mai, Juni; Früchte November, Dezember

Biodiversität-GartenLoszulassen und den Garten sich selber entwickeln zu lassen - das ist ein Naturgarten. (Foto by: Radnatt / Depositphotos)

Hege und Pflege des Naturgartens

Naturgärten kann man als pflegeleichter einstufen als herkömmlich bewirtschaftete Gärten. Aber man muss sich bewusst sein, dass es auch beim naturnahen Garten nicht ohne einen Mindestaufwand an Gartenarbeit geht. Kommt hinzu, dass man bereit sein muss, loszulassen und den Garten sich selber entwickeln zu lassen.

  • Blumenwiesen sollten möglichst wenig gemäht werden. Denn damit lässt man Lebensräume für Kriechtiere, Schmetterlinge und Insekten stehen. In bunten Blumenwiesen finden Letztere Möglichkeiten, sich aus den Puppen herauszuschälen. Ein bis zweimal mähen pro Jahr reicht.
     
  • Gejätet wird auch weniger als üblich. Es wird empfohlen, das Wachstum zunächst zu tolerieren und erst, wenn man erkennt, dass das Kraut tatsächlich schädlich ist, es zu entfernen.
     
  • Gehölze werden weniger oft geschnitten. Deshalb ist es wichtig, dass diese genügend Raum zur Verfügung haben, damit sie sich ausbreiten können.
     
  • Verschiedene Naturgärtner entscheiden sich auch mal, so zu schneiden, dass das Gehölz abstirbt. Sie lassen das Holz dann liegen, sodass Kleintiere im modernden Holz ein Habitat finden.
     
  • Herbstlaub sollte vom Rasen und aus dem Teich entfernt werden. Gehäckselt kann man es danach unter Stauden und Bäumen verteilen.
     
  • Moos gedeiht da, wo wegen Feuchte oder zu wenig Licht kein Rasen wächst. Moos ist für zahlreiches Kleingetier ein interessantes Biotop. Zudem lieben Vögel Moos für den Nestbau. Man sollte es also möglichst nicht entfernen.
     
  • Naturgärten werden nicht gedüngt. Ausnahme bildet das Anpflanzen – hier bekommen die Gewächse Biokompost als Starthilfe.
     
  • Naturnahe Gärten kommen gut mit einer längeren Trockenzeit zurecht. Das heisst, Wässern muss man höchstens bei extrem langen und heissen Trockenperioden. Das betrifft allerdings nicht ausgetrocknete Wasserstellen, Sumpfbeete und frisch eingepflanzte Gewächse.
     
  • Im Naturgarten vertraut man darauf, dass sich die Natur selber reguliert und dass jeder Schädling Fressfeinde hat, die das übermässige Ausbreiten verhindern. Braucht es dennoch Massnahmen, stellen Naturgärtner eigene, biologische Mittel her, etwa Brennnesseljauche bei zu starken Blattlausbefall oder Knoblauch-Rainfarnaufguss gegen Mehltau.

Beim Naturgarten gilt es, sich neu zu orientieren. Es ist nicht mehr «nur» ein grünes Fleckchen Erde für mich und die Grillparty mit Familie oder Freunden. Vielmehr schaffen wir damit einen spriessenden Lebensraum, der auf die Mitbenützung zahlreicher Lebewesen ausgerichtet ist. Wir lassen der Natur Freiraum, sich zu entfalten und nehmen uns und unsere Bedürfnisse zurück. Es lohnt sich. Denn damit schaffen wir uns ein kleines Stück Paradies.

 

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