Verstehen Sie’s?
Sicher haben Sie auch schon verwundert Weinbeschreibungen gelesen und dabei nur „Bahnhof“ verstanden. Spritzig, blumig und fruchtig kann man irgendwie noch nachvollziehen.
- Doch was bitte ist ein animalischer Wein?
- Lagern in Ihrem Keller Rebensäfte mit einer dichten Textur oder hohen Struktur? Wer mag wohl Wein mit „rumtöpfigen Anklängen“ trinken?
- Was hat man von einem Tropfen, der mit „einem cremigen Finish abgerundet“ ist, zu erwarten?
- Zu welchem Gericht passt bloss ein „eleganter Wein ohne Rückgrat“?
- Würden Sie einen Wein kaufen, dessen „Vanilleschoten- und Minzetöne“ ausgeprägt vorhanden sind?
Wahrlich, die Weinbeschreibungen treiben seltsame Stilblüten – und dabei tun sie eines sicher nicht: den Wein für Dritte nachvollziehbar beschreiben.
Egal, was sich da an abgehobenen Formulierungen in der Welt des Weins tummelt – mehr als ein belustigtes „Aha!“ sollte das bei Ihnen nicht auslösen.
Bei der Wahl des Weins gibt’s nämlich nur eins: Probieren geht über Studieren!
Daran können Sie sich wirklich halten
Es gibt nur wenig zu berücksichtigen, wenn Sie Wein probieren. Mit ein bisschen Übung werden Sie Ihre Lieblingsweineigenschaften bald erfolgreich identifizieren können – auch ohne dabei von Experten zugetextet zu werden. Und: Es gibt Schlimmeres, als sich in der Weinanalyse zu üben, oder?
Wichtigsten Begriffe
- Der Zapfen: Korkig – also muffig, abgestanden und unangenehm bitter – darf ein Wein gar nie schmecken, denn das bedeutet, er ist verdorben. Verursacht wird der korkige Geschmack, wenn der Zapfen zu viel vom chlorhaltigen Kohlewasserstoff Trichloranisol enthält. Meist erkennt man bereits beim ersten Beschnuppern des Zapfens, dass etwas nicht stimmt. Riecht dieser unangenehm, äussern Sie sofort Ihren Verdacht auf „Zapfen“ und geben Sie den Wein noch jemandem zum Probieren.
- Abgang: Von einem guten Wein will man möglichst lange etwas haben. Schliesslich zahlt man meist genug für den edlen Tropfen. Also soll er lang nachhallen und ein angenehmes Trinkgefühl vermitteln. Zu saure oder zu tanninhaltige Weine vermiesen dieses Erlebnis. Hier kommt es also wirklich auf das gute Gleichgewicht der Geschmackstoffe im Wein an.
- Säure: Wein braucht Säure. Sonst könnte man zum gediegenen Festschmaus gleich Sirup servieren. Säure verleiht dem Wein Frische. Man spürt sie links und rechts unter der Zunge. Stellt sich bloss die Frage, wie sauer ein Wein sein darf. Hier unterscheiden sich die persönlichen Präferenzen. Sie selbst entscheiden, wie viel Säure Ihr Lieblingswein haben darf.
- Tannin, adstringierend: Rotweintrauben enthalten Gerbstoffe, die man als Tannin bezeichnet. Dieses verursacht beim Trinken das pelzige, trockene Gefühl im Gaumen, das man adstringierend nennt. Aufgrund von chemischen Prozessen reduziert sich der Tanningehalt mit den Jahren, deshalb kommt Tannin in aller Regel nur bei jungen Rotweinen vor.
Schön locker bleiben
Wollen Sie unter Weinexperten mitdiskutieren, eignen Sie sich am besten ein paar unverfängliche Floskeln an. Doch eigentlich besteht überhaupt kein Grund, in den Kanon dieser abstrakten Worthülsen einzustimmen – ausser Sie finden Spass an neuen Wortkreationen.
Wichtig sind letztendlich bloss zwei Kriterien:
- Hat der Wein Zapfen?
- Schmeckt mir der Tropfen?
Lassen Sie die Experten ihr Fachchinesisch in die Runde werfen – der wahre Kenner geniesst und schweigt.
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